Schon seit vielen Jahren widmen sich die Parasitologinnen und Parasitologen der Universität Hohenheim der Erforschung verschiedener Zeckenarten. Dabei werden wir bei unseren Projekten häufig von Tierheimen, Veterinärmedizinern und Jägern unterstützt, denn manche Zeckenarten lassen sich nicht einfach in der Natur sammeln. Üblicherweise wandern wir mit einem weißen Tuch aus Molton über Wiesen oder durch das Unterholz in Wäldern. Beim ziehen des Moltons über den Boden halten sich die Zecken daran fest und man kann sie einfach "sammeln".

Die braune Hundezecke gehört allerdings nicht zu den Zecken die sich sammeln lässt. Sie ist an die Lebensräume von Menschen angepasst und kann sich in Wohnräumen halten und vermehren.

Die Mithilfe der Bevölkerung spielt bei vielen Projekten eine entscheidende Rolle.

Eine Zusammenarbeit ist für beide Seiten vorteilhaft. Die Zecken werden von uns bestimmt, denn um sich von den Zecken zu schützen, ist es erforderlich die genaue Art zu kennen. Im Rahmen von Projektarbeiten werden auch regelmäßig Zecken untersucht. Die Ergebnisse werden den Einsendern natürlich mitgeteilt.

Das Hundezecken-Projekt

Eine Art, die nicht ohne die Hilfe von außen gesammelt und erforscht werden kann, ist die braune Hundezecke. Die Zecken sind nach bisherigem Stand nicht heimisch, werden aber regelmäßig aus dem Ausland - vor allem aus dem Mittelmeerraum - eingeführt. Im Hundezecken-Projekt soll das Vorkommen dieser Zeckenart in Deutschland untersucht werden.

 

Nach einer Mittelmeerreise mit dem Hund, oder auch nach einem Tiertransport aus dieser Gegend können Zecken mit nach Deutschland eingeschleppt werden. Gerade im Mittelmeerraum handelt es sich bei Zecken an Hunden oftmals um die Braune Hundezecke.

Werden die Hunde also nicht umgehend sehr gründlich auf Zecken untersucht, oder nicht vor der Reise prophylaktisch behandelt, besteht das Risiko, dass ein Befall mit der Braunen Hundezecke erst viel später bemerkt wird.
Ein Befall durch die Braune Hundezecke ist unangenehm bis verheerend.
Da die Zecke an trockene und warme Lebensräume angepasst ist, kann diese Art potentiell in Wohnungen überleben.

Hauptsächlich ist sie in Wohnräumen oder auch der Hundehütte zu finden. Üblicherweise an den Orten, an denen die Hunde die Nächte oder lange Ruhezeiten verbringen.

Nach einer Blutmahlzeit verlassen braune Hundezecken ihren Wirt und ziehen sich in Spalten und Ritzen zurück, wo sie vor Umwelteinflüssen geschützt sind. Dort häuten sie sich oder legen ihre Eier ab. Das kann durch ihre hohe Trocken/Hitze- Toleranz auch in Wohnräumen geschehen. Eier werden so auch in unmittelbarer Nähe zum Menschen, wie unter Kopfkissen oder Matratzen gefunden. Auch hinter Fußleisten, hinter Tapeten oder in Natursteinwänden in Ihrer Wohnung können sich die Zecken verstecken. Da in der Wohnug ganzrährig ein gleichmäßig warmes Klima herrscht, können die Zecken bis zu vier mal im Jahr Eier legen und eine enorme Menge Nachkommen produzieren.

Häufig werden die Zecken von uns Menschen nur während der Nahrungssuche wahrgenommen. Für die Blutmahlzeit verlassen die Zecken ihre Verstecke und suchen sich ihren Wirt, bevorzugt den Hund. Wird der Hund aus dem Kreislauf entfernt, suchen sich die Zecken neue Wirte - wie den Menschen.

Auch ohne eine Blutmahlzeit überleben adulte Zecken bis zu ein Jahr. Obwohl die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) die Kälte draußen vermutlich nicht überlebt, ist sie zukünftig dennoch ein Risikofaktor. Da die Zecke sehr bewegungsaktiv ist, besiedeln sie schnell angrenzende Räume, oder die nahe Umgebung. Das kann schnell zu einem Massenbefall ausarten.

Dabei ist wichtig: nicht jede Zecke an Ihrem Hund ist automatisch eine Hundezecke. Wenn Sie mit Ihrem Hund in Deutschland spazieren waren und anschließend eine gesogene Zecke in Ihrer Wohnung finden, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine einheimische Zeckenart. Die Hundezecke wird aus dem Mittelmeerraum durch Ihren Hund eingeführt.

Eine Verwechslungsgefahr besteht mit dem gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), da dieser ebenfalls keine auffällige Zeichnung auf dem Rückenschild besitzt.

 

 

KRANKHEITSERREGER

Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) kann viele verschiedene Krankheitserreger übertragen. Darunter Erreger der sogenannten Hundemalaria, der Mittelmeerkrankheit, der Ehrlichiose und der Rickettsiose.

Für den Hund

Die Parasitenart Babesia vogeli ist der Erreger der caninen Babesiose oder auch Hundemalaria genannt. Einer Erkrankung, die beim Tier nach einer Inkubationszeit von 5 Tagen bis 3 Wochen mit Symptomen wie Fieber und Fressunlust in Erscheinung tritt und unbehandelt binnen weniger Tage zum Tod durch Blutarmut und Nierenversagen führen kann. Dieser Erreger kommt vor allem im Mittelmeerraum, Nordafrika und in Frankreich vor.

Die sogenannte Mittelmeerkrankheit oder Reisekrankheit ist ein Sammelbegriff für mehrere aus dem Mittelmeerraum stammenden Erreger die ähnliche Symptome hervorrufen. Zum einen ein weiterer von der braunen Hundezecke übertragener Blutparasit namens Hepatozoon canis, der bei einer Infektion zu chronischen Blutungen, Durchfall und Fieber führt. Hunde neigen dazu juckende Stellen mit den Zähnen zu kratzen. Dabei wird die Zecke verschluckt. In diesem Fall wird der Erreger nicht direkt von der Zecke über die Blutmahlzeit übertragen, sondern durch die orale aufnahme.

Auch wird das Krankheitsbild des Bakteriums Ehrlichia canis zur Mittelmeerkrankheit gezählt, den Erreger der caninen Ehrlichiose. Vor allem Welpen sind davon betroffen. Neben Nasenbluten, Erbrechen und Fieber treten auch Nervenstörungen auf. Auch dieser Erreger kann von der braunen Hundezecke übertragen werden.

Besonders hervorzuheben ist, dass Erkrankungen mit vielen dieser Pathogene (z.B. Babesia canis vogeli, Hepatozoon canis und Ehrlichia canis) nur schwer oder gar nicht heilbar sind und zu chronischen Infektionen des Hundes führen können.

 

Für den Menschen

Das Bakterium Rickettsia conorii, welches das sogenannte Mittelmeerfleckfieber auslöst, kann von der braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen werden. Dieses Zeckenfleckfieber zeigt sich mit einer nekrotischen Schwarzverfärbung an der Einstichstelle sowie Fieber und Kopfschmerzen. Auch Rickettsia massiliae kann übertragen werden, bewirkt jedoch nur selten einen Krankheitsausbruch. 
Rickettsien sind als Krankheitserreger auch für den Hund relevant.

Eine Übertragung von Bakterien der Gattung Bartonella ist ebenso möglich. B. henselae (Katzenkratzkrankheit) ist von Bedeutung, da diese auch den Menschen infizieren können. Bei den Symptomen handelt es sich hauptsächlich um Entzündungen des Herzmuskels, Lymphknotenschwellungen und Hirnhautentzündungen.